Update beim Digitalen Zwilling: Hitzepole in Klagenfurt

Hitzeperioden, so wie wir sie derzeit erleben, werden uns künftig begleiten. Die Klimaerwärmung sorgt in den Städten für Hitze-Hotspots oder Hitzepole. Die Abteilung Vermessung und Geoinformation hat gemeinsam mit der Universität Salzburg und dem StartUp Termatics eine so genannte Thermalbefliegung über dem Stadtgebiet durchgeführt, um jene Hitzepole zu erfassen. Zu sehen sind die Ergebnisse im Digitalen Zwilling der Stadt Klagenfurt.

v.l. Michael Unterweger (Abt. Vermessung und Geoinformation), DI Günter Koren (Leiter der Abt. Vermessung und Geoinformation), Stadträtin DI Constance Mochar, DI Dr. Daniel Rüdisser (Physiker und Experte für städtische Hitze) und Sophia Klaußner, MSC (Universität Salzburg) präsentierten die Weiterentwicklung des Digitalen Zwillings.   Foto: SK/Tilli

v.l. Michael Unterweger (Abt. Vermessung und Geoinformation), DI Günter Koren (Leiter der Abt. Vermessung und Geoinformation), Stadträtin DI Constance Mochar, DI Dr. Daniel Rüdisser (Physiker und Experte für städtische Hitze) und Sophia Klaußner, MSC (Universität Salzburg) präsentierten die Weiterentwicklung des Digitalen Zwillings. Foto: SK/Tilli

Das Projekt trägt den Namen Prometheus (FFG – gefördertes Projekt), der in der griechischen Mythologie als Feuerbringer bzw. Gott des Feuers gilt. Ein passender Name für ein Vorhaben, welches die Hitzebelastung einer Stadt genauer unter die Lupe nimmt. Die Abteilung Vermessung und Geoinformation, unter der Leitung von DI Günter Koren, hat mit dem Digitalen Zwilling, dem 3D-Modell der Stadt, bereits einen Meilenstein in der digitalen Darstellung verschiedener Daten einer Stadt präsentiert. Nun gibt es erneut eine Weiterentwicklung: Gemeinsam mit der Universität Salzburg und dem Start-Up Termatics wurde mittels Thermalbefliegung eine detaillierte Analyse der urbanen Hitzebelastung in Klagenfurt ermittelt.

„Hitzebelastungen und Hitze-Hotspots stellen Städte künftig vor große Herausforderungen. Mit Prometheus wurde ein Fundament geschaffen, diesen Herausforderungen nachhaltig zu begegnen. Die gesammelten Daten helfen uns künftig bei Flächenentsiegelungen oder der weiteren Schaffung von Grünraum."
Stadträtin DI Constance Mochar

Das Projekt ist für zwei Jahre angesetzt und befindet sich nun genau in der Mitte. Im August 2024 fand die Thermalbefliegung während der heißesten Tageszeit (zwischen 14 und 15 Uhr) sowie in der Nacht statt. Die entstandenen Thermalbilder zeigen, wo es Hitzeinseln in Klagenfurt gibt und wie sich diese im Laufe des Tages verhalten. Die Ergebnisse zeigen klar:

  • Dunkle, versiegelte Flächen bilden extrem hohe Hitzespeicher, die in den Nachtstunden diese Hitze an die Umgebung abgeben und so einen Hitze-Hotspot bilden (Bsp: schwarze Dächer, versiegelte Parkflächen)
  • Umso heller und grüner Flächen sind, um so kühler bleiben sie. (Beispiel: Bäume, Sträucher, helle Dächer etc.)

„Das Gesamtbild der Stadt zeigt: Wir haben eine hohe Lebensqualität! Aber um diese zu erhalten, müssen wir Dinge künftig besser machen, wie zB die Vermeidung von versiegelten, großflächigen Parkplätzen. Eigentlich ist es ganz einfach: weniger Versiegelung (nur das Notwendige), mehr Grünraum (bringt Lebens- und Aufenthaltsqualität)!“
DI Günter Koren, Leiter der Abteilung Vermessung und Geoinformation

„Klagenfurt ist eine der wenigen Städte, die sich diesem Thema intensiv widmet. Gemeinsam mit der Abteilung Vermessung und Geoinformation konnten wir wichtige Daten sammeln, wie sich die Temperaturen verhalten und entwickeln."
Dr. Dirk Tiede (Universität Salzburg) 

Wie entsteht Hitze in einer Stadt überhaupt?

Die höchsten Temperaturen entstehen auf den Dachflächen, sie erhitzen die Stadt und sorgen für die Entstehung von Hitzepolen. Alle versiegelten Oberflächen erwärmen sich über den Tag stark, bleiben es auch in der Nacht.

Positive Beispiele für die Vermeidung von Hitzepolen:

  • Neuer Platz: Die hellen Steine und die Bäume bilden weniger Wärme als reiner Asphalt.
  • Heuplatz: Seit der Neugestaltung zeigen die Thermalaufnahmen viel weniger Wärme (es wurden helle Steine verwendet, Bäume gepflanzt, Flächen wurden nicht versiegelt). Die Oberflächentemperatur ist um einige Grade geringer und damit steigert sich die Aufenthaltsqualität.
  • Parkplatz Strandbad, Stadionparkplatz, Parkplatz NW Klinikum, Parkplatz P1 auf der Messe: Ebenfalls nicht voll versiegelt produziern sie deutlich weniger Wärme im Sommer als wenn diese voll versiegelt wären.
  • Siriusparkplatz: Hier ist nur der Fahrstreifen asphaltiert, der Rest des Parkplatzes ist begrünt, es gibt große Bäume, die Schatten spenden.

Neben den vollversiegelten Parkplätzen und Grundstücken mit wenig Grünraum (obwohl dies auf diesen Flächen leicht möglich wäre), zählen Kunstrasenplätze oder generell Kunstrasen leider zu den Negativbeispielen. Sie erhitzen extrem, erwärmen die Umgebung und der Wind verteilt die warmen Luftmassen zusätzlich. Kunstrasen können Temperaturen von bis zu 60 bis 70 Grad erreichen!

Was können die Bevölkerung, private Bauträger und andere Institutionen aktiv tun?

Beim Bau des Eigenheims oder bei Renovierungen auf die Auswahl der Dachmaterialien achten, keinen Kunstrasen verwenden, nur unbedingt notwendige versiegelte Flächen schaffen. Ackerflächen sollten nach der Ernte sehr bald wieder bepflanzt werden, liegen sie brach, erwärmt sich die dunkle Erde schneller. Daher sollten Ackerflächen immer grün sein. Sehr kurz geschnittene Rasen haben ebenfalls eine höhere Oberflächentemperatur.

„Die bisherigen Daten werden wir genau analysieren. Mittels KI werden wir die Oberflächentemperaturen mit den Daten aus der Thermalbefliegung abgleichen und so noch genauere Ergebnisse liefern können."
DI Dr. Daniel Rüdisser (Physiker und Experte für Hitze in Städten)

Die Stadt Klagenfurt, aber auch private Bauträger und jeder einzelne Bürger kann dazu beitragen, die Hitzepole zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhalten bzw. weiter zu verbessern. Grünräume sind die beste Klimaanlage – je grüner, desto kühler!

„Die Stadtverwaltung hat Einfluss auf rund 20 Prozent der gesamten Fläche in Klagenfurt, 80 Prozent hat die Stadt nicht in der Hand. Wenn die Bevölkerung aktiv mitarbeitet, können wir unsere Lebensqualität in Klagenfurt erhalten, weiter verbessern und einen positiven Beitrag zum Stadtklima leisten. So machen wir die Stadt für die nächste Generation klimafit."
Stadträtin DI Constance Mochar

Ausblick

Neben der Detailauswertung der gesammelten Daten ist künftig auch eine gemeinsame Analyse mit den Stadtwerken Klagenfurt geplant. Dabei soll die Auswirkung der Hitze-Hotspots auf die Temperatur des Trinkwassers genauer untersucht werden und u.a. will man herausfinden, welche Trinkwasserleitungen über Hitzehotspots verlaufen usw.